Zerbrochenheit ist so ein Wort. Eigentlich will ja niemand zerbrochen sein… wenn wir ehrlich sind.
In letzter Zeit entdeckte ich jedoch die Schönheit in der Zerbrochenheit. Ja, Zerbrochenheit hat etwas schönes.
Zu verstehen, dass wir auch in unseren schlechtesten Momenten zu tiefst geliebt sind (mehr dazu hier), ist Zerbrochenheit. Zu verstehen, dass das Leben ohne das Leben (Joh 14,6) nicht lebenswert ist, auch wenn man sich noch so sehr bemüht, ist Zerbrochenheit. Zu verstehen, dass wir mit unseren Leistungen die Liebe Gottes nicht verdienen können, ist Zerbrochenheit. Zu verstehen, dass wir uns noch so um unsere Finanzen bemühen können, aber Gott schlussendlich unser Versorger ist, ist Zerbrochenheit. Zu verstehen, dass wir eigentlich nichts verdient haben, uns aber alles gegeben wurde, ist Zerbrochenheit.
Zerbrochen sein lohnt sich. Zerbrochen sein bedeutet zu verstehen, dass du es alleine nicht auf die Reihe bekommst. Zuzugeben, dass du Gott nötig hast (auch wenn es dir gut geht), befreit uns von Stolz.
Es geht nicht darum herunterzuspielen, zu wem uns Jesus gemacht hat, aber darum zu verstehen, dass wir es nicht aus uns verdient haben.
Denn aus Gnade seid ihr selig geworden durch Glauben, und das nicht aus euch: Gottes Gabe ist es, nicht aus Werken, damit sich nicht jemand rühme.” Eph 2,8-9
Zerbrochenheit ist nicht schlecht. Zerbrochenheit positioniert uns für mehr von Gott. Jesus sagt es so:
Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und erstirbt, bleibt es allein; wenn es aber erstirbt, bringt es viel Frucht.” Joh 12,24
Ohne dass wir Zerbrochenheit erleben, können wir nicht Frucht bringen. Ohne das Verständnis, dass wir wirklich von ihm abhängig sind, werden wir unser Leben auf das falsche Fundament bauen. Solange wir versuchen für die Liebe Gottes zu arbeiten, sind wir erstens noch nicht “zerbrochen” vor Gott und zweitens bauen wir unser Leben auf dem falschen Fundament.
…zu verkündigen ein gnädiges Jahr des HERRN und einen Tag der Vergeltung unsres Gottes, zu trösten alle Trauernden, zu schaffen den Trauernden zu Zion, dass ihnen Schmuck statt Asche, Freudenöl statt Trauerkleid, Lobgesang statt eines betrübten Geistes gegeben werden, dass sie genannt werden »Bäume der Gerechtigkeit«, »Pflanzung des HERRN«, ihm zum Preise.” Jes 61,2-3
Aus Asche wird Schmuck. Aus Trauer wird Freude. Aus einem betrübten Geist wird ein Lobgesang. Schönheit und Herrlichkeit kommen aus Zerbrochenheit.
Mit den Supernatural Life Academy haben wir jeden Freitagmorgen Outreach. Letzte Woche war ich mit zwei Studierenden in Aarau “auf der Strasse”. Etwas ist mir dabei speziell aufgefallen: die zerbrochenen Menschen haben nicht das Gefühl, dass sie Jesus als ihren Retter nicht nötig hätten.
Im Bahnhof trafen wir eine Frau, die schon am Morgen mit ihrem Bier in der Hand am Bahnhof sass. Als wir sie angesprochen haben, hatte sie grosse Freude. Wir konnten für sie beten und wir spürten förmlich, wie ihre Seele die Liebe und Güte Gottes aufsog. Zerbrochenheit gibt uns Hunger nach Gott.
Selig sind, die da geistlich arm sind; denn ihrer ist das Himmelreich.
Selig sind, die da Leid tragen; denn sie sollen getröstet werden.
Selig sind die Sanftmütigen; denn sie werden das Erdreich besitzen.
Selig sind, die da hungert und dürstet nach der Gerechtigkeit; denn sie sollen satt werden.
Selig sind die Barmherzigen; denn sie werden Barmherzigkeit erlangen.
Selig sind, die reinen Herzens sind; denn sie werden Gott schauen.
Selig sind die Friedfertigen; denn sie werden Gottes Kinder heißen.
Selig sind, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden; denn ihrer ist das Himmelreich.
Selig seid ihr, wenn euch die Menschen um meinetwillen schmähen und verfolgen und reden allerlei Übles gegen euch, wenn sie damit lügen.” Mt 5,3-11
Königskinder zu sein bedeutet nicht, dass wir nicht vor Gott zerbrochen sein sollen. Viel mehr baut unsere königliche Identität auf dieser Zerbrochenheit vor ihm auf.
Manchmal frage ich mich, ob es uns zu gut geht, wir darum nicht vor Gott zerbrochen sind, was dazu führt, dass wir keinen Hunger haben nach mehr von ihm. Dann merke ich, dass dieser Gedanke wohl zu kurz gegriffen ist… Eher glaube ich, dass wir lernen sollten Zerbrochen vor Gott zu sein, auch wenn er uns alles gegeben hat und es uns gut geht. In etwa so wie das Volk Israel. In der Wüste waren sie sich bewusst, dass sie Gott brauchen. Das war die Vorbereitung, um im verheissenen Land zu leben und nicht zu vergessen, dass sie ihn auch hier noch nötig haben. Wie schaffen wir das?
Ich kann dir sagen, was mir darin hilft:
- Zu verstehen, dass ich auch in meinen schlechtesten Momenten zu tiefst geliebt bin.
- Zu verstehen, dass das Leben ohne das Leben nicht lebenswert ist, auch wenn ich mich noch so sehr bemühe.
- Zu verstehen, dass wir mit unseren Leistungen unsere Rettung und Liebe Gottes nicht verdienen können.
- Zu verstehen, dass ich nichts verdient habe, mir aber alles gegeben ist.
…das alles hilft mir bewusst zu bleiben, dass ich Jesus viel nötiger habe, als ich manchmal denke.