In den letzten Monaten begegnete mir das Wort “Vollzeitdienst” leider immer wieder. Ich schreibe leider, weil es bei mir oft negative Emotionen ausgelöst hat. Das vor allem dann, wenn Leute mit “Vollzeitdienst” eine Grenze und eine Wertung setzten zwischen jenen, die in der Gemeinde das Königreich Gottes bauen und jenen, die nicht in der Gemeinde das Königreich Gottes bauen. Dies, als ob es im Königreich Gottes eine Zweiklassengesellschaft gäbe.
Zu denken, dass wir nur dann in einem vollzeitlichen Dienst sind, wenn wir täglich acht Stunden in der Gemeinde arbeiten oder als Missionare in einem fremden Land leben, ist etwas zu kurz gegriffen.
Als wir unser Leben Jesus gegeben haben, wurden wir alle in den Vollzeitdienst berufen. Denn nicht mehr wir leben, sondern Christus lebt in uns – vollzeitlich.
Wir sind nicht dazu berufen, die gute Nachricht der Kirche zu verkünden, sondern die gute Nachricht vom Königreich Gottes. Und genau dieses Königreich möchte jeden Aspekt der Gesellschaft einnehmen. Klar, auch die Kirchen und Gemeinden, aber eben nicht nur.
Dieses Königreich will sich in der Kunst ausbreiten, in der Wirtschaft, in den Medien, in der Politik, in den Familien – einfach überall.
Sobald wir Mitarbeiter Christi sind und sein Königreich bauen, egal wo, leben wir im Vollzeitdienst.
In der Wirtschaft das Königreich Gottes zu bauen ist keine zweitklassige Berufung. Die Frage ist nicht was wir tun, sondern mit welcher Haltung wir es tun:
“Alles, was ihr tut, das tut von Herzen als dem Herrn und nicht den Menschen” Kol 3,23
Solange wir es für den Herrn tun, leben wir im Vollzeitdienst. Wir alle sind Botschafter des Königreiches Gottes. In welchem Bereich wir das sind, ist sekundär. Ob wir das in einer Gemeinde als Pastoren tun, in Afrika als Missionare oder in der Wirtschaft, ist völlig egal. Wichtig ist, dass wir in dem laufen, wozu wir berufen wurden.
“Ihr aber seid das auserwählte Geschlecht, die königliche Priesterschaft, das heilige Volk, das Volk des Eigentums, dass ihr verkündigen sollt die Wohltaten dessen, der euch berufen hat von der Finsternis zu seinem wunderbaren Licht” 1. Petr 2,9
Wir sind jetzt alle königlich, wir sind alle Priester. Nicht nur jene in der Gemeinde, sondern jeder, der Christus nachfolgt. Seid Jesus gekommen ist, geht es nicht mehr um den “Mann Gottes”, sondern um den Gott in den Menschen. Jeder trägt nun Christus in sich, die Hoffnung der Herrlichkeit. Und diese Herrlichkeit soll in die Kunst, in die Wirtschaft, in die Regierung, in die Medien etc. hineinbrechen.
“Ich ermahne euch nun, liebe Brüder, durch die Barmherzigkeit Gottes, dass ihr eure Leiber hingebt als ein Opfer, das lebendig, heilig und Gott wohlgefällig ist. Das sei euer vernünftiger Gottesdienst.” Röm 12,1
Wozu wir alle berufen sind, ist vollzeitlich ein lebendiges Opfer zu sein. Wo wir das sind, ist weniger wichtig, als dass wir es sind.
Vollzeitdienst hat viel weniger mit Kirche oder Gemeinde zu tun, als wir denken. Es hat damit zu tun, im Bewusstsein zu leben, dass wir Botschafter vom Königreich Gottes sind, überall wo wir hinkommen. Und somit sind wir alle in den “Vollzeitdienst” berufen.