…eigentlich müsste er, weil Jesus gekommen ist und uns einen guten Vater gezeigt hat. Seine Aufgabe war es, den Vater so zu offenbaren, wie er wirklich ist.
“Spricht zu ihm Philippus: Herr, zeige uns den Vater und es genügt uns. Jesus spricht zu ihm: So lange bin ich bei euch und du kennst mich nicht, Philippus? Wer mich sieht, der sieht den Vater! Wie sprichst du dann: Zeige uns den Vater?” Joh 14,8-9
Jesus hat uns in der Situation mit der Ehebrecherin (vgl. Joh 8) einen Vater gezeigt, der nicht anklagte, sondern annahm. Ein Vater, der von Herzen gut zu uns ist. Zudem hat Jesus jeden geheilt, der zu ihm gekommen ist und schlussendlich aus Liebe sein Leben für uns hingegeben. Wenn er uns mit dem nicht einen guten Vater offenbart hat, weiß ich nicht, was dann ein guter Vater wäre.
Gepaart mit der Wahrheit, dass er gestern, heute und bis in alle Ewigkeit derselbe bleibt, gibt es eigentlich keine andere Option.
Der böse Gott aus dem Alten Testament?
Doch wie erklärt es sich dann, dass Gott im Alten Testament scheinbar so anders war? Dass er Leute getötet und bestraft hat?
Im Alten Testament offenbarte sich Gott nie komplett, sondern in jeder Geschichte und Buch sehen wir einen Teil von seinem Wesen. Erst als Jesus uns den Vater zeigte, sahen wir quasi das Puzzle als komplettes Bild. Er ist das sichtbare Bild des unsichtbaren Gottes (vgl. Kol 1,15). Doch auch schon im Alten Testament können wir lesen, wie gut Gott war/ist:
“Danket dem HERRN; denn er ist freundlich, denn seine Güte währet ewiglich.” Ps 136,1
Selten treffe ich Leute, die Mühe damit haben, dass Gott im Neuen Bund/Testament ein guter Vater sei. Die Frage, welche aber dann relativ schnell darauf folgt ist: „Aber wie können wir sagen, dass Gott im Alten Testament ein guter Vater ist?”
Um diese Frage zu klären, müssen wir ein paar Kernwerte definieren:
- Gott ändert sich nicht
- Der Bund zwischen Menschen und Gott hat sich geändert
- Jesus kam um uns den Vater zu offenbaren
Mit diesen Kernwerten können wir uns jetzt auf den Weg machen…
War er wirklich so böse?
„Weinend kommen sie, und unter Flehen führe ich sie; ich will sie zu Wasserbächen führen auf einem ebenen Weg, auf dem sie nicht straucheln werden; denn ich bin Israel zum Vater geworden, und Ephraim ist mein Erstgeborener.“ Jer 31,9
Was ist der Unterschied zwischen dem Neuen- und dem Alten Bund? Im Alten Bund regelte das Gesetz die Beziehung zwischen Gott und Menschen, im neuen Bund ist das Gesetzt in unsere Herzen geschrieben (vgl. Jer 31,33). Darum forderte im Alten Bund das Gesetzt eine Bestrafung der Sünde, im neuen Bund wurde Jesus an unserer Stelle bestraft.
Stell dir vor, dein Vater, der dich liebt, ist von Beruf Richter. Dann würdest du ein Verbrechen begehen und du müsstest vor Gericht – dein Vater hätte kein Interesse daran, dich zu bestrafen, müsste dich aber richten, wegen seinem Job wäre er von Gesetztes wegen dazu verpflichtet. Genauso ist es mit Gott. Er ist unser liebender Vater. Im alten Bund musste er uns aber bestrafen für unsere Sünden, weil er auch ein gerechter Richter ist und es das Gesetz so forderte. Das obwohl er schon immer ein guter Vater war.
Ich bin überzeugt, dass Gott im alten Bund uns die Sünden auch gerne vergeben hätte, jedoch nicht konnte, weil er sich selbst ans Gesetz gebunden hatte, mit dem Bund, den er mit Israel einging. Da nun Jesus gestorben ist, muss er uns nicht mehr bestrafen und er vergibt uns gerne unsere Sünden.
…nie Gefallen an den Strafen.
„Denn ich habe kein Gefallen am Tod dessen, der sterben muss, spricht Gott, der Herr. So kehrt denn um, und ihr sollt leben!“ Hes 18,32
Gott erfreute sich nie an den Strafen, die das Gesetz forderte. Er war schon immer ein guter Vater. Sein Herz war es auch schon da, seine Kinder zu lieben und ihnen zu helfen.
„Denn der Herr wird nicht auf ewig verstoßen; sondern wenn er betrübt hat, so erbarmt er sich auch nach der Fülle seiner Gnade; denn nicht aus Lust plagt und betrübt Er die Menschenkinder.“ Klagelieder 3,31-33
Gott hat sich also nicht verändert, der Bund in dem wir leben aber schon. Gott ist immer noch ein liebender Vater und ein gerechter Richter, da wir jedoch in Christus sind, gibt es für uns keine Verdammung mehr (vgl. Röm 8,1).
„Gott ist ein gerechter Richter und ein Gott, der täglich zürnt.“ Ps 7,12
Gott ist nicht nur im neuen Testament ein guter Vater, sondern war es schon immer. In der Geschichte von Jona und Ninive kommt das sehr schön heraus. Gott hatte kein Interesse daran, Ninive zu bestrafen und zu vernichten. Er hatte nie Freude daran. Sein Herzenswunsch war schon immer, Menschen, Städte und Nationen zu retten, nicht zu richten – darum sandte er Jona, als letzte Chance zur Umkehr. Als sie dann wirkliche Busse getan hatten, freute sich Gott, dass er sie nicht bestrafen muss – wie ein guter Vater bei seinen Kindern.
Ein paar spannende Fakten zu diesem Thema:
Die Bezeichnung Gottes als “Vater” stellt für das Alte Testament insgesamt noch eine Seltenheit dar (z.B. Mose 32,6; Jer 31,9). Nur dreimal wird Gott im A.T. mit “unser Vater” angesprochen (Jes 63,16; 64,7). Mehrfach spricht Gott je doch von Israel als seinem “Sohn” (z.B. 2 Mose 4,22-23; Hos 11,1.3). Erst der kommende Messias, der “Sohn Davids”, wird Gott zum “Vater” haben und für ihn “Sohn” sein (2 Sam 7,14). Er selbst wird den Namen “Ewig -Vater” tragen (Jes 9,5).
Mit dem Kommen Jesu offenbart sich Gott als der “Vater im Himmel”. Kommt die Bezeichnung Gottes als “Vater” im ganzen Alten Testament nur 17 mal vor, so allein in den vier Evangelien rund 170 mal! Seine Jünger lehrt Jesus beten: “Unser Vater im Himmel…” (Mt 6,9). Er kennt die Bedürfnisse seiner Kinder (Mt 6,8). Seine Fürsorge und Güte sind grenzenlos (Mt 5,45). Er beschenkt sogar die Undankbaren und zeigt sich barmherzig gegenüber den Bösen (Luk 6,35). Er beschützt in besonderer Weise die “Kleinen” (Mt 18,10). Und weil er für ihre Zukunft sorgt, brauchen sich seine Kinder nur um den heutigen Tag zu kümmern (Mt 6,34).
Für einen Juden seiner Zeit völlig undenkbar war die Tatsache, daß Jesus zur Anrede Gottes ein Wort der Kindersprache gebrauchte: “Abba” = “Papa”! Aus dem Gebetskampf in Gethsemane ist uns dieses aramäische Wort überliefert (Mk 14,36). Durch sein Sterben auf Golgatha öffnet Jesus allen Glaubenden dies selbe vertrauensvolle Beziehung zum Vater: Erfüllt vom Heiligen Geist rufen wir: “Abba lieber Vater” (Röm 8,15; Gal 4,6).