Wenn wir uns über unsere Leistung definieren, werden wir früher oder später stolz werden. Wann immer ich mich vergleiche, weiss ich, dass noch Stolz in meinem Leben ist – denn Vergleichen baut auf dem Fundament der Leistung auf. Es stellt die Frage: „Wer ist besser?“ – „Wer leistet mehr?”
Was würde geschehen, wenn wir nicht mehr leisten könnten und uns das genommen würde, worüber wir uns definieren? Wir müssten nach einer neuen Identität suchen – und diese würden wir auch finden. Wir würden eine Identität finden, welche in unserem Sein liegt, nicht in unserem Tun.
Demut = Sein
Demut kommt immer aus dem heraus, wer wir sind. Wenn wir verstehen, dass wir sind, ohne etwas dafür getan zu haben, steigen wir von unserem hohen Ross der Leistung herunter und begegnen anderen Leuten auf Augenhöhe. Plötzlich erhebe ich mich nicht mehr über Menschen, weil ich mehr geleistet habe oder besser gearbeitet habe. Es würde sogar dahin weitergehen, dass ich meinen Nächsten höher achten als mich selbst.
Vergleichen und Stolz gehen Hand in Hand. Genau so geht auch das Feiern der Mitmenschen und Demut Hand in Hand.
Solange ich mich vergleiche, kümmere ich mich darum, wie gut ich sein kann und was ich leisten kann und versuche mir mit meinen Taten ein hohes Ross zu bauen, welches mir scheinbar das Recht gibt, mich zu erheben – schliesslich habe ich es mir ja unter harter Arbeit selbst verdient.
Wenn ich aber Gnade verstehe, merke ich, dass es um sein Wirken in mir geht, nicht um meine Kraft und meine Stärke. Dies befreit mich von Stolz und schenkt mir eine tiefe Dankbarkeit in mein Herz. Wie kann ich stolz sein, wenn ich verstehe, dass es nicht meine Leistung war, die mich an den Punkt gebracht hat, an dem ich bin?
Mein Stolz
Kürzlich bemerkte ich, dass ich mich mit anderen Leuten aus meinem Umfeld verglich. Ich tat dies so lange, bis ich müde wurde und als ich müde war und keine Lust mehr hatte zu leisten, bemerkte ich, wie stolz ich eigentlich war. Ich war so stolz auf meine Leistung und dachte, dass mich dies über andere Menschen stellen würde. Erst als ich keine Kraft mehr hatte, konnte ich mein hohes Ross verlassen und in Demut anderen begegnen und sie feiern, so, wie sie es verdient haben.
Es wird nie funktionieren Leute zu feiern, solange wir in Konkurrenz mit ihnen stehen. Wir müssen zuerst den Stolz ablegen, den wir uns aus unseren Taten gebaut haben und auf das Fundament zurück kehren, auf dem wir alle stehen: dass wir seine geliebten Kinder sind. Wenn ich das tue, werde ich demütig und dankbar und kann die Stärken, Gaben und Talente meiner Nächsten feiern, ohne mich mit ihnen zu vergleichen.
“denn Gott widersteht den Hochmütigen, aber den Demütigen gibt er Gnade.“ 1. Petr 5,5b
Diejenigen, welche denken, dass sie es sich selbst verdient haben und sich darum über andere stellen, die verachtet Gott. Aber jene, die wissen, dass sie es nicht verdient haben, die segnet er mit Gnade. Unser hohes Ross der Leistung – auch wenn es edel aussieht – bringt uns also nie ans Ziel.